«Demütigung für die Frauen»
Bei vielen Feministinnen sorgt ein neues Scheidungsurteil des Bundesgerichts für Kopfschütteln. Denn einmal mehr ignoriert das oberste Gericht die unbezahlte Haus- und Erziehungsarbeit. So steht dieses jüngste Urteil im Scheidungsrecht bereits in guter Tradition mit ähnlichen Entscheiden – beispielsweise mit der Aufhebung der «45er-Regel», wonach Frauen jetzt im Scheidungsfall auch in einem Alter von über 45 Jahren keinen Unterhaltsanspruch mehr geltend machen können.
Und nun sollen auch gemeinsame Kinder nicht länger Grund genug dafür sein, dem betreuenden Elternteil einen gebührenden Unterhalt zuzugestehen. «Nach dem Motto: Nach der Scheidung sorgt jede und jeder für sich selbst.» Was nach Gleichstellung klingt, ist eine weitere Verschlechterung der Situation für jene, die vor der Trennung den Grossteil der unbezahlten Betreuungsarbeit geleistet haben – also vorwiegend für die Mütter.
Anja Peter findet deutliche Worte für solche Urteile des Bundesgerichts: «Sie sind eine Demütigung für die Frauen.» Warum das so ist und warum sich die Lage der alleinerziehenden Frauen seit den 90er Jahren sogar noch verschärft hat, kann im Artikel Neues Scheidungsurteil des Bundesgerichts: «Demütigung für die Frauen» von Ralph Hug auf Seite 6 gelesen werden.
Ralph Hug: Neues Scheidungsurteil des Bundesgerichts: «Demütigung für die Frauen». In: work. Die Zeitung der Gewerkschaft. Nr. 8/22, S. 6. https://www.workzeitung.ch/2022/04/demuetigung-fuer-die-frauen/ (02.05.2022)