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Die Ursachen der Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern
Die Ursachen der Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern müssen in Bezug auf den Zivilstand vertieft über alle Altersstufen untersucht werden, Bericht des Bundesrates
kommentiert von Louisa Roos
Im Auftrag des Nationalrats hat das Bundesamt für Statistik (BFS) die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern nach Zivilstand, Alter, Elternschaft und beruflicher Stellung untersucht (LSE 2016 bis 2022; cms.news.admin.ch/dam/de/der-schweizerische-bundesrat/Zvp79wgPsvY8/250827+Bericht+BFS+Loehne+DE.pdf, August 2025).
Die Analyse zeigt eindrücklich: Besonders grosse Lohnunterschiede bestehen zwischen verheirateten Frauen und Männern. Verheiratete Männer verdienen deutlich mehr als ledige Männer, bei Frauen ist dies nicht der Fall. Die Lohnunterschiede sind besonders gross zwischen verheirateten Frauen und Männern ab 50 Jahren (20 % versus 3 % bei Ledigen). Dies deutet darauf hin, dass Familiengründung Männer begünstigt, Frauen hingegen benachteiligt. Spannend wäre, diese Dynamik auch für Geschiedene zu untersuchen – eine grosse, bisher wenig erforschte Bevölkerungsgruppe.
Zudem verdienen Väter in allen Altersstufen mehr als Männer ohne Kinder, während Mütter im Vergleich zu kinderlosen Frauen zunehmend Einkommensnachteile erleiden. Es ist unklar, ob die besonders hohen Einkommen von Vätern darauf zurückzuführen sind, dass diese im Arbeitsmarkt für ihre Elternschaft belohnt werden, oder ob es sich um eine positive Selektion handelt – also, dass gutverdienende Männer eher Partnerschaften eingehen und Väter werden, während ein hohes Einkommen für Frauen auf dem Heiratsmarkt teilweise sogar nachteilig sein könnte.
Die Analyse nach beruflicher Stellung und Beschäftigungsgrad zeigt weitere strukturelle Faktoren: Je höher die Position, desto grösser die Lohnlücke zugunsten der Männer. Männer bleiben häufiger vollzeitbeschäftigt, Frauen wechseln öfter auf Teilzeit.
Im Faktenblatt Einkommenslücke AGEL: Generationen der Ungleichheit hat Economiefeministe untersucht, wie sich diese Lohnunterschiede in den gesamten Geldflüssen niederschlagen und wie sie sich nach Altersgruppen unterscheiden. Es zeigt sich auch hier, dass die Unterschiede insbesondere in der Phase der Familiengründung steigen.
Die aggredierte Lohndifferenz der Frauen belief sich 2016 auf rund 25 Milliarden Franken (etwa 12’000 Franken pro Frau). Zählt man die Gender Overall Care Gap hinzu, ergibt sich eine grosse Geschlechterdifferenz von rund 90 Milliarden Franken (rund 32’000 Franken pro Frau) – ein eindrückliches Ausmass an Unter- und Nichtentlohnung von der Arbeit von Frauen.
Für ein vollständiges Bild von Ungleichheiten brauchen wir jedoch nicht nur Lohn-, sondern auch Vermögensdaten, nämlich auf individueller Ebene, um Unterschiede innerhalb von Haushalten sichtbar zu machen. Es reicht nicht, ledige Männer mit ledigen Frauen zu vergleichen, die laut diesem Bericht sehr unterschiedliche ökonomische Lebensrealitäten haben. Solche Analysen sind zentral, da Vermögen nicht nur finanzielle Unabhängigkeit sichert, sondern auch gesellschaftliche, kulturelle und politische Teilhabe ermöglicht.
Beitragsbild: Pabitra Kaity from Pixabay
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