Seit Ende der 1980er Jahre entwickelten sich zwei neue Stränge in der feministischen Ökonomietheorie. Den einen Strang begründete die Neuseeländerin Marilyn Waring mit ihrem Buch: «If Women Counted. A New Feminist Economics» (1988). Sie zeigte, wie mit verschiedenen Konzepten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Wirtschaftspolitik gemacht wird.

Der zweite Analyse- und Diskussionsstrang etablierte sich als Antwort auf die Politik, die den überschuldeten Ländern des globalen Südens im Zuge der Finanzkrise der 1980er und 1990er Jahre aufgezwungen wurde. Die Ökonom*innen des globalen Südens benannten den katastrophalen Sparzwang für die verschuldeten Staaten und kritisierten die Liberalisierungsmassnahmen im internationalen Handel. Sie sind die Basis der bis heute geführten feministischen Neoliberalismus-Kritik. Aus diesen Diskussionen sind in vielen Ländern Projekte zur Analyse der Auswirkungen von Staatsfinanzen auf Frauen und die Geschlechterverhältnisse entstanden. Zwei Fragen sind darin zentral: Wo spart der Staat auf Kosten der Frauen? Und: was müsste der Staat finanzieren, um die Geschlechterungleichheit zu verkleinern und nicht zu vergrössern?

Wir knüpfen an diese beiden Stränge mit der Frage an: Wie kann der für das Leben und Überleben zentrale Sektor der Sorge- und Versorgungswirtschaft zukünftig finanziert und organisiert werden, ohne sich auf die finanzielle und zeitliche Ausbeutung von Frauen und anderen unter- und unbezahlten Arbeitskräften zu verlassen?

Modern Monetary Theory (MMT)

Artikelserie feministische Perspektiven auf Geldpolitik: In WIDERSPRUCH – Beiträge zu sozialistischer Politik: Schwerpunkt Geld.Macht.Politik

Der Staat darf nicht mehr Geld ausgeben, als er einnimmt. So ein hartnäckiger Glaubenssatz der neoklassischen Wirtschaftslehre. Im Angesicht der Coronakrise war plötzlich alles ein bisschen anders. Es wurden Gelder für Kurzarbeit gesprochen und Hilfspakete standen bereit. Geld war mit einem Mal nicht mehr knapp. Erstmals seit der Bankenkrise 2008 floss Geld unkompliziert in riesigen Mengen. Keltons Modern Monetary Theory zeigt, dass angehäufte Schulden nicht zwingend wieder eingespart werden müssen. Im WIDERSPRUCH 77 sind zu diesem Thema drei Beiträge aus feministischer Sicht erschienen.

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