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Arbeit in der Schweiz 2024
Ein Beitrag von Danielle Axelroud
Wer arbeitet was, wo und wieviel, und zu welchen Bedingungen? Dieser Frage geht dieser Blogbeitrag mit den neusten Zahlen für das Jahr 2024 nach.
Am 4. Juni 2025 veröffentlichte das Bundesamt für Statistik (BfS) die Zahlen der Arbeitskräfteerhebung (SAKE) von 2024 in der Schweiz. Die Daten umfassen sowohl das Volumen der bezahlten als auch der unbezahlten Arbeitsstunden. So waren es 2024 8 Milliarden bezahlte und 12 Milliarden unbezahlte Arbeitsstunden.
Nun haben wir die Publikation dieser neuen Zahlen zum Anlass genommen, eine aktuelle Darstellung der gesamten Arbeitsleistung in der Schweiz zu erstellen.
Die vier Wirtschaftssektoren
Die erste Grafik zeigt die bezahlten und unbezahlten Arbeitsleistungen der vier Wirtschaftssektoren, so wie sie Mascha Madörin entwickelt hat (s. Corona, Krise und Care-Arbeit, S. 12):
Wirtschaftssektoren |
Einzelne Sektoren |
Wirtschaftszweige |
| Wirtschaftssektor I (hellgrün) |
Land- und Forstwirtschaft | |
| Wirtschaftssektor II (pink) |
Verarbeitendes Gewerbe, etc. |
Rohstoffe Energie Baugewerbe Abbau |
| Wirtschaftssektor IIIred (red für: reduziert) (grau) |
Dienstleistungen ohne Detailhandel/Gastgewerbe Öffentliche Verwaltung1Seit diesem Jahr unterscheiden die neuen Statistiken des BfS zur Wertschöpfung einzelner Branchen nicht mehr zwischen öffentlichen und privaten Erziehungs- und Unterrichtsstatistiken. Deshalb teilen wir hier neu die öffentliche Verwaltung dem Wirtschaftssektor IIIred zu, während die öffentliche und private Erziehung- und der Unterricht nun ganz im Wirtschaftssektor IV erfasst werden. ohne Erziehung, Unterricht und Gesundheit und ohne personenbezogene Dienstleistungen |
Grosshandel Verkehr und Lagerei Telekommunikation Immobilien Finanzdienstleistungen Versicherungen, etc. |
| Wirtschaftssektor IV neu, personenbezogene und haushaltsnahe Dienstleistungen (türkis) |
Bezahlte Sorge- und Versorgungsarbeit (türkis dunkel) |
Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, übrige personenbezogene und haushaltsnahe Dienstleistungen |
| Unbezahlte Sorge- und Versorgungsarbeit (türkis hell) |
Haus- und Familienarbeit Freiwillige Arbeit, institutionalisiert und informell |
Die Auswertung der Zahlen macht sichtbar, was in den öffentlichen und politischen Diskussionen ignoriert, oder als Nebensache betrachtet wird: die bezahlte und unbezahlte Sorge- und Versorgungsarbeit (türkis hell und dunkel) stellt in der Schweiz beinahe 3/4 des gesamten Arbeitsvolumens dar.
Wirtschaftssektoren nach Geschlecht
Die zweite Grafik zeigt die Arbeitsleistung in den vier Wirtschaftssektoren nach Geschlecht. Zu sehen ist, Frauen leisten nahezu unverändert mehr als die Hälfte der Sorge- und Versorgungsarbeit, nämlich 60% aller in diesem Sektor geleisteten Arbeitsstunden.
Was weniger bekannt ist: 86% der gesamten Arbeitszeit von Frauen wird in diesem Sektor geleistet. Davon erfolgt aber nur ein kleiner Teil gegen Lohn: Frauen arbeiten für mehr als 2/3 ihrer Arbeitszeit unbezahlt. Kein Wunder, dass ihre Altersrenten so tief ausfallen (vgl. Renten für die unsichtbare Arbeit).
Was weiter zu beachten ist: auch Männer leisten in diesem Sektor mehr als die Hälfte ihrer gesamten Arbeitszeit: 60%.
Klar kommt auch zum Ausdruck, dass Männer mehrheitlich in den Sektoren II und IIIred tätig sind – in denen die Löhne bekanntlich am höchsten sind. In diesen beiden Sektoren leisten sie mehr als 2/3 der Arbeitsstunden.
Weitere Einzelheiten zu den neuen Zahlen aus der Arbeitskräfteerhebung, sowie zu den Veränderungen gegenüber den Zahlen der Jahre 2016 und 2020 sind im Artikel von Louisa Roos zu lesen: (Un)bezahlbar: Frauen arbeiten mehr.
Für eine Darstellung des erweiterten Bruttoinlandsproduktes ist Geduld geboten: Die Zahlen aus 2024 zur Bruttowertschöpfung der bezahlten Arbeit sind kürzlich publiziert worden. Jedoch fehlt noch die monetäre Bewertung der unbezahlten Arbeit, welche erst anfangs 2027 erwartet wird.
Beitragsbild: Arbeit in der Schweiz 2024 von Danielle Axelroud
Fussnoten
- 1Seit diesem Jahr unterscheiden die neuen Statistiken des BfS zur Wertschöpfung einzelner Branchen nicht mehr zwischen öffentlichen und privaten Erziehungs- und Unterrichtsstatistiken. Deshalb teilen wir hier neu die öffentliche Verwaltung dem Wirtschaftssektor IIIred zu, während die öffentliche und private Erziehung- und der Unterricht nun ganz im Wirtschaftssektor IV erfasst werden.
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