Zu Gender Budgeting und
zu Arbeitsbedingungen für erwerbstätige Frauen
Inhalt:
- Geschlechtergerecht Haushalten
- Kursangebot zu Gender Budgeting
- Welche Länder bieten die besten Bedingungen für erwerbstätige Frauen?
- Veranstaltungen und ein neues Magazin
Einladung zur öffentlichen Veranstaltung von Economiefeminist
Geschlechtergerecht Haushalten
Dr. Christine Rudolf von Economiefeministe wird in das Thema „Gender Budgeting als Instrument der Steuerung von öffentlichem Geld“ einführen.
Danach sind alle herzliche zum Apéro eingeladen um ca. 16.30 Uhr!
Wann: Samstag, 24. Mai 2025 – 15.00 bis ca. 16.30 Uhr
Wo: im Lokal der SAC-Sektion Bern, Brunngasse 36, 3011 Bern
Vorankündigung
Kursangebot zu Gender Budgeting
unter der Leitung von Christine Rudolf und Ursula Scheidegger
Notiert bereits jetzt die Daten: 2. und 30. Oktober 2025, abends per Zoom.
Am ersten Abend werden die grundsätzlichen Fragestellungen von Gender Budgeting anhand von Daten in der Schweiz vorgestellt. Der Blick richtet sich dabei auf den Zusammenhang von Öffentlichen Finanzen und Frauen vor allem unter dem Thema Geld, aber auch Zeit. Ziel ist, grundsätzliches Verständnis dafür herzustellen, wie Einnahmen und Ausgaben der öffentlichen Haushalte, die Einfluss auf persönlich gewählte Lebensführung haben.
Am zweiten Abend werden Umsetzungen von Gender Budgeting, die es in öffentlichen Haushalten bereits gibt, vorgestellt. Es gibt nicht den einen Weg, einen geschlechtersensiblen Haushalt zu führen. Hier werden Chancen und Möglichkeiten präsentiert, die unterschiedliche Ansätze von Gender Budgeting bieten.
Je nach Wunsch und Bedarf könnte ein dritter Abend angeboten werden, der dazu dienen soll, Vorhaben zu Gender Budgeting mit Teilnehmenden und Economiefeministe zu präsentieren und auszutauschen.
Weitere Infos: plattform@economiefeministe.ch
Welche Länder bieten die besten Bedingungen für erwerbstätige Frauen?
Beitrag von Mascha Madörin
Fristgerecht zum Internationalen Frauentag hat die britische Zeitschrift «The Economist» eine Rangliste veröffentlicht mit dem Titel «The best places to be a working woman in 2025»*. Die Rangliste widerspiegelt einen Misch-Index, den der Economist «our glass-ceiling index» nennt. Das zugrunde liegende Konzept ist wesentlich breiter gefasst als gemeinhin unter Glass-Ceiling verstanden wird: Nur die Hälfte der Indikatoren befassen sich mit dem Anteil von Frauen in tertiärer Bildung und Führungspositionen in Wirtschaft und Politik. Die weiteren fünf Indikatoren betreffen die Erwerbstätigkeit der Frauen (Erwerbsquote und Gender Pay Gap) und drei Indikatoren zur Kinderbetreuung (s. unten). Insgesamt enthält die Rangliste 29 Länder, die unter Mitgliedern der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) ausgewählt wurden.
Um es gleich vorwegzunehmen: die Schweiz befindet sich auf dem trostlosen Rang 26 – von insgesamt 29 Ländern – an unterster Stelle aller auf dieser Liste erfassten europäischen Länder! Auf noch tiefere Ränge schaffen es nur Japan, Südkorea und die Türkei.
In den interaktiven Grafiken des Gesamtindexes und der einzelnen Indikatoren sind die Jahre 2016-2024 ausgewiesen. Die Ränge einzelner Länder sind nicht stabil, sie verschieben sich aber meistens nur um wenige Punkte. So wechseln sich beispielsweise Schweden und Island mit dem Platz eins und zwei ab. Nachfolgend rangieren je nach Jahr in unterschiedlicher Reihenfolge Norwegen, Finnland, Frankreich. Aber es finden sich ein paar Länder auf der Liste, die im Rang abgestürzt sind: besonders auffallend sind Ungarn mit einer Verschlechterung von Rang 9 auf 24 (2016 und 2024) und Israel mit Rang 16 auf Rang 23. Umgekehrt ist Österreich im gleichen Zeitraum vom 18. zum 12. Rang aufgestiegen oder Portugal vom 12. auf den 5. Rang. Die stabile Schweiz bleibt stabil auf dem tristen Rang 26.
Economiefeministe hat eine Liste der Einkommenslücken von europäischen Ländern vom Jahr 2018 veröffentlicht **, eine andere Art von Messungen zur Arbeitssituation der Frauen. Diese beruhen auf Berechnungen von Eurostat, dem statistischen Amt der EU, welches für jedes europäische Land eine geschlechterspezifische Einkommenslücke ausgerechnet hat (2010, 2014, 2018). Es handelt sich dabei ebenfalls um einen Mischindex, in dem sowohl das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern, die Erwerbsquote und die durchschnittlichen Arbeitsstunden pro Monat miteingerechnet sind. Eurostat hat diesen Index «Gender Overall Earnings Gap» (GOEG) genannt.** Die Glass-Ceiling-Rangliste enthält Angaben zu 20 europäischen Ländern, für welche wir auch die GOEG-Prozente kennen.
Kommen die beiden Listen mit unterschiedlichen Messungen zu ähnlichen Resultaten? Ein Länder-Vergleich fürs Jahr 2018 zeigt: Die Schweiz gehört laut GOEG-Index zu den Ländern mit der grössten Einkommenslücke und Schweden zu denjenigen Ländern, mit den kleinsten Einkommenslücken. Die Schweiz steht verglichen mit europäischen Ländern bei beiden Indices also sehr schlecht da, Schweden sehr gut. Wie aber steht es vergleichsweise mit den anderen Ländern? Bei den zehn Ländern mit den vorteilhaftesten Glass-Ceiling-Rängen gehören europäische Länder, die eine niedrige Einkommenslücke (GOEG-Index) zwischen 24 Prozent (Schweden) und 31 Prozent (Island) aufweisen. Auch die Mehrheit der Länder, die wie die Schweiz mit 41-44 Prozent einen sehr grossen GOEG haben, befinden sich am Schluss der Glass-Ceiling-Liste, nämlich auf den Rängen 21-26. Es handelt sich dabei u.a. um die westeuropäischen Länder Deutschland, die Niederlande und um Griechenland. Die unterschiedlichen Messungen bei 14 Ländern führen also zu ähnlichen Einstufungen in Sachen Geschlechterungleichheit.
Allerdings rangieren zwei Länder mit einem sehr hohen GOEG, nämlich Österreich mit 44 Prozent und Italien mit 43 Prozent, nicht wie die Schweiz am Schluss, sondern in der Mitte auf Rang 14 respektive 12 der Glass-Ceiling-Rangliste. Was unterscheidet diese Länder von der Schweiz?
Bei näherem Hinsehen zeigen die interaktiven Grafiken zu den 10 Indikatoren, die im Glass-Ceiling Index enthalten sind, dass die allergrössten Unterschiede zwischen der Schweiz und zwischen Österreich, respektive Italien, bei den drei Indikatoren zur Kinderbetreuung zu suchen sind. Ein riesiger Unterschied findet sich bei den Kinderbetreuungskosten: In Österreich lagen sie im Jahr 2018 bei 3,3 und in Italien bei rund 5 Prozent eines Durchschnittslohnes, in der Schweiz bei 41,6 Prozent, 2024 sogar bei 49 Prozent! Aber auch die Unterschiede bei der Länge des bezahlten Mutterschaftsurlaubs sind beträchtlich: In Österreich wurden 51,2 Wochen Mutterschaftsurlaub bezahlt ***, in Italien 25,2 Wochen und in der Schweiz knapp 8 Wochen (in Vollzeitäquivalenten gerechnet). Bezahlter Vaterschaftsurlaub*** gab es in Österreich während 6,4 Wochen, in Italien und in der Schweiz während 0,2 Wochen (2024: 1,1 Woche).
Alles in allem ist es klar: Die Schweiz ist ein besonders schlechter Arbeitsort für erwerbstätige Frauen – auch Eltern – mit Kindern. Auch wenn es diesbezüglich schon Reförmchen gab, die Schweiz konkurriert seit 2016 jedes Jahr mit wenigen anderen Ländern um die allerhintersten Ränge, wenn es um Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub geht. Bei den Betreuungskosten ist sie einsames Schlusslicht.
Die verschiedenen Indikatoren zeigen zum Teil überraschende Resultate. Zum Beispiel lag Japan 2024 mit 31,1 Wochen bezahltem Vaterschaftsurlaub an der Spitze aller Länder, an zweiter Stelle folgte Süd-Korea mit 29,2 Wochen und dann die Slowakei mit 21 Wochen. Beim bezahlten Mutterschafsurlaub zeichnen sich drei Länder besonders aus: Ungarn mit 78,9 Wochen, die Slowakei mit 68,9 Wochen und Griechenland mit 53,1 Wochen.
Das sind nur kleine Ausschnitte aus der Zusammensetzung der Glass-Ceiling-Ränge, aus denen sich unzählige interessante Vergleiche zur Erwerbssituation der Frauen in verschiedenen Ländern interaktiv heranklicken lassen. Es liessen sich daraus einige Fragen zu Erfolgen von Gleichstellungspolitik in einzelnen Ländern formulieren…
* The Economist vom 5. März 2025, https://www.economist.com/graphic-detail/2025/03/05/the-best-places-to-be-a-working-woman-in-2025
** Economisfeministe (Hg.) (2023), Aggregierte Einkommenslücke AGEL https://economiefeministe.ch/faktenblaetter/einkommensluecke/, und Christine Rudolf (2023): Einkommenslücke Ländervergleich Europa (ibid.)
https://economiefeministe.ch/wp-content/uploads/2023/06/Einkommensluecke-Laendervergleich-Europa-AGEL.pdf
Economiefeministe hat für makroökonomische Berechnungen den GOEG in Euros und Franken umgerechnet, in sogenannte Aggregierte Einkommenslücken AGEL. Die AGEL-Berechnung ermöglicht Vergleiche mit anderen makroökonomischen Grössen wie z.B. mit den Ausgaben des Staates, ist aber hier nicht brauchbar.
*** berechnet auf der Basis von Durchschnittslöhnen von Vollzeitäquivalenten
Veranstaltungen und ein neues Magazin
Job Garantie am Beispiel von Frankreich
Veranstaltung mit Josefine Schmidt
Die Arbeitsgruppe «Staat und private Haushalte, Lastenausgleich» von Economiefeministe hat Josefine Schmidt eingeladen für einen Vortrag zum Thema Job Garantie am Beispiel des Programms in Frankreich. Josephine Schmidt ist Geschäftsführerin vom Ökonominnen-Netzwerk efas und Doktorandin in Soziologie am Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien der TU Berlin und am Institut Catholique de Paris.
Die Veranstaltung findet am 18. September 2025 ab 19 Uhr via Zoom statt. Interessent:innen können sich ab sofort anmelden: plattform@economiefeministe.ch. Der Link wird zu gegebener Zeit verschickt.
WIDE Switzerland lädt ein zur öffentlichen Veranstaltung
Elisabeth Joris – Ein Leben in Geschichten
Veranstaltung mit Josefine Schmidt
Montag, 2. Juni 2025, 19 Uhr
Ort: Polit Forum Käfigturm, Marktgasse 67, 3011 Bern
Bahnbrechend war und ist Elisabeth Joris in ihren Forschungen wie im Leben. Eine kürzlich erschienene Biografie breitet ein feministisches Historikerinnenleben aus. Sie handelt von Schulen und Akademia, von Frauenbewegung und Klimaseniorinnen, von Aufklärerinnen und vom Tunnelbau. Von sich aus hätte Elisabeth ihre Geschichte und Geschichten nicht aufgeschrieben. Die Biografie ist in Zusammenarbeit mit ihrer Verlegerin Denise Schmid entstanden.
Es sei auch noch nicht alles erzählt, meint Elisabeth Joris anlässlich einer Veranstaltung zum Erscheinen ihrer Biografie. Höchste Zeit, Elisabeth Joris einzuladen und ihre und weitere Geschichten zu hören.
Danach Austausch und Diskussion.
Im Anschluss sind alle herzlich zum Apéro eingeladen!
Anmeldung unter: info@wide-network.ch
WIDE Switzerland freut sich, möglichst viele Teilnehmende begrüssen zu dürfen.
Surplus – neues Magazin
Seit Januar ist die Welt der Ökonomie um ein deutschsprachiges heterodoxes Magazin reicher. Isabella Weber, Adam Tooze und Maurice Höfgen geben zusammen Surplus heraus. Unterstützt werden sie dabei von Marianna Mazucatto und Thomas Piketty. Alle fünf Namen stehen für Expert:innen, die für unterschiedliche Aspekte der Nachfolge von John M. Keynes bekannt sind. Wenn es um Verteilungsfragen geht, um die Betrachtung von Inflation oder der Staat als Initiator von zukunftsweisenden Forschungen, für die er, auch eine Rendite verlangen sollte, haben nun wöchentlich online eine Stimme und alle zwei Monate ein Magazin. Ein ganz wichtiger Schritt, der den Weg zu einer breiten Ökonomischen Debatte öffnet – aber auch darüber was Geld eigentlich ist, und welchen Einfluss seine Handhabung auf die Wirtschaft und die Gesellschaft hat.
https://www.surplusmagazin.de/
Economiefeministe wünscht gutes Gelingen!