EFAS und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Mit EFAS sind Frauen die grossen Verliererinnen!
Die «einheitliche Finanzierung der Leistungen» in der ambulanten und stationären Akutversorgung, EFAS, ist eine Vorlage, die zu einer weitreichenden Änderung des Krankenversicherungsgesetzes führt. Es handelt sich um eine Machtverschiebung von den Kantonen zu den Krankenkassen. Mit dem neuen Finanzierungsmodus sollen Einsparungen erzielt werden, indem möglichst viele Kranke ambulant statt stationär behandelt würden. In Wirklichkeit werden mit EFAS nicht irgendwelche Einsparungen getroffen: Es geht um eine andere Verteilung der Kosten zugunsten der Privatwirtschaft. Mit anderen Worten, mit EFAS wird die Privatisierung des Gesundheitswesens auf Kosten der öffentlichen Gesundheitsversorgung weiter vorangetrieben. – Davon sind besonders Frauen betroffen. Sie werden die Rechnung bezahlen!
Inhalt:
- Frauen sind die grossen Verliererinnen!
Mit EFAS wird die Privatisierung des Gesundheitswesens weiter beschleunigt. Die Rechnung bezahlen die Frauen! Argumente gegen die Abstimmungsvorlage vom 24. November 2024 - Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Weiterbildung zur feministischen Makroökonomie
- Pressespiegel
Mit EFAS würden sich allgemein die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals verschlechtern. Ein Bereich, in dem vorwiegend Frauen beschäftigt sind. 2016 leisteten Frauen 661 Millionen Arbeitsstunden im Sektor «Gesundheit und Sozialwesen», das entspricht knapp 72 Prozent der im Gesundheitsbereich geleisteten Arbeitsstunden. Diese 661 Millionen Arbeitsstunden entsprechen 22 Prozent der gesamten von Frauen geleisteten bezahlten Arbeitsstunden (Madörin, eigene Berechnung).
Personalschlüssel und Gehälter sind Hebel für Einsparungen und leisten Vorschub für Qualitätsabbau in der Gesundheitsversorgung. Das heisst, mehr Patient:innen müssen in noch kürzerer Zeit behandelt werden. Immer wieder wird von Experten für Gesundheitsökonomie, die die Realität der Pflegekräfte kaum kennen, gesagt, dass stationäre Versorgung zu teuer sei. Demnach müssten ambulante Alternativen gefördert werden.
Darüber hinaus wird die Versorgungsqualität in der Alterspflege gefährdet. Die öffentliche Hand würde sich der Pflicht entziehen, die Finanzierung der Alters- und Pflegeheime wie der Spitex zu gewährleisten, was von gewerkschaftlicher Seite angeprangert wird. Arbeitsbedingungen in den Altersheimen werden weiter unter Druck gesetzt – und Heimbewohner:innen als Profitquelle für private Leistungsanbieter degradiert.
Mit EFAS werden Prämien für Krankenkassen und Kostenbeteiligungen noch stärker ansteigen: Kosten sollen weg von den Kantonen hin zu den Prämienzahlenden verschoben werden. Die demografisch bedingt steigenden Kosten in der Langzeitpflege (Spitex, Heime) sollen mit EFAS künftig von den Prämienzahlenden getragen werden müssen – und nicht wie bis anhin über Steuern finanziert werden.
Gemäss Bundesamt für Statistik vom 12. November 2024 hat die Kostenentwicklung in der Langzeitpflege im Jahr 2023 das stärkste Wachstum des vergangenen Jahrzehnts erfahren: Die Kosten der Alters- und Pflegeheime nahmen gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent und bei der Spitex um 7 Prozent zu.
Unsere Schlussfolgerung: EFAS ist eine unsoziale Vorlage, die Kostendruck vorantreibt und Pflegequalität abbaut. EFAS ist ein Lobbyprojekt von Krankenkassen, Privatkliniken und gewinnorientierten Pflegeorganisationen. Vor allem betroffen ist die Langzeitpflege: Kantone werden sich künftig aus der (finanziellen) Verantwortung stehlen.
Mit EFAS sind Frauen die grossen Verliererinnen dieser Reform. Sie bezahlen die Privatisierungspolitik mehrfach: als Beschäftigte im Gesundheitswesen, als Bewohnerinnen in den Pflegeheimen, als pflegende Angehörige zu Hause oder in der Nachbarschaft und als Prämienzahlerinnen.
Darum sagen Feministinnen NEIN!
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Weiterbildung zur feministischen Makroökonomie von Mascha Madörin
Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR, Nationale Buchführung) stellt heute ein umfangreiches, ausgeklügeltes statistisches System der doppelten Buchführung dar. Sie bildet die Geldströme ab, die in einem Land durch Produktion und Dienstleistungen entstehen. Ebenso werden die daraus folgende Verteilung und Verwendung der verschiedenen Einkünfte aus den wirtschaftlichen Tätigkeiten verbucht. Grundlegende Konzepte der VGR, ihre Lücken und problematischen Buchungspraktiken prägen unser ökonomisches Denken. Sie können für gesamtwirtschaftliche Analysen in der feministischen Ökonomie brauchbar gemacht werden.
Wer gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge verstehen will, kommt nicht darum herum, die inzwischen vierhundertjährigen Prinzipien der doppelten Buchführung zu verstehen und die dahinter liegenden grundlegenden Ideen, Weiterentwicklungen und Kontroversen zu kennen.
Die Weiterbildung soll Grundwissen in Sachen volkswirtschaftliche Gesamtrechnung vermitteln. Es geht um zentrale Begriffe wie Lebensstandard, Produktivität, Wirtschaftswachstum, Effizienz, kapitalistische Ausbeutung und Akkumulation und über ihre Verwendung in der aktuellen wirtschaftspolitischen Debatte. Wie und wozu können wir die VGR als reichhaltigen statistischen Werkzeugkasten in der feministischen Ökonomie brauchen? Und wozu taugt sie nicht?
Pressespiegel
- «Mehr Zeit und Geld für Sorgearbeit»
Moneta, Magazin für Geld und Geist. Artikel vom 02.10.2024 von Katharina Wehrli - « Davantage de temps et d’argent pour les tâches de soin »
Le Magazine pour un Usage different de l’argen, article du 02.10.2024 par Katharina Wehrli - « Le soin, ce terreau de l’économie », le courrier, 4.11.2024 par Dominique Hartmann (PDF)