Zur unbezahlten Arbeit von Frauen in Deutschland
Verena Löffler und Christine Rudolf haben auf Grundlage von Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP), einer Sonderauswertung der Medianlöhne der Bundesagentur für Arbeit sowie Bevölkerungszahlen des Statistischen Bundesamts, eine jährliche Analyse der unbezahlten Arbeit in Deutschland für den Zeitraum von 1991 bis 2021 durchgeführt. Zudem haben sie die Bruttowertschöpfung der unbezahlten Arbeit für die Jahre 2012 bis 2021 berechnet (PDF Methodenbericht hier) . Beide Themen werden je in einem Faktenblatt detailliert dargestellt.
Inhalt:
- Faktenblatt zu Bruttowertschöpfung von unbezahlter Arbeit
- Faktenblatt zu unbezahlter Arbeit in Deutschland von 1991 bis 2021
- Steuerskandal in Deutschland, Experterinnengespräch zu Frauen und Steuern in Deutschland, 19. September 2024, 11Uhr
- Gender Budgeting, Kursangebot
Bruttowertschöpfung von unbezahlter Arbeit in Deutschland
Jährliche Berechnung für Deutschland 2012 bis 2021 anhand von Daten des Sozio-ökonomischen Panels.
Das Faktenblatt enthält eine detaillierte Analyse der Bruttowertschöpfung unbezahlter Arbeit in Deutschland von 2012 bis 2021, insbesondere Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen, unter Berücksichtigung der Lohnentwicklung und der demografischen Veränderungen. Die Berechnungen folgen der Brutto-Brutto-Marktkostenmethode, basierend auf Medianlöhnen der relevanten Berufsgruppen. Unbezahlte Arbeit wird hauptsächlich von Frauen geleistet und stellt einen erheblichen, aber oft übersehenen Beitrag zur Wirtschaft dar. Die Analyse zeigt, dass der Umfang der unbezahlten Arbeit in den vergangenen zehn Jahren tendenziell zunimmt, vor allem in den Bereichen Kinderbetreuung und Pflege, was zu einer Steigerung der Bruttowertschöpfung führt. Ein bedeutendes Ergebnis ist, dass die Wertschöpfung durch unbezahlte Pflegearbeit im Jahr 2019 die des produzierenden Gewerbes (ohne Baugewerbe) überstieg, auch wenn sie 2021 wieder zurückging. Das Faktenblatt betont die Notwendigkeit, die Bedeutung unbezahlter Arbeit stärker in volkswirtschaftlichen Berechnungen zu berücksichtigen.
Unbezahlte Arbeit: Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege
Jährliche Berechnung für Deutschland von 1991 bis 2021
Das Faktenblatt untersucht die unbezahlte Arbeit in Deutschland von 1991 bis 2021, insbesondere in den Bereichen Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege. Die wichtigsten Erkenntnisse sind:
- Unveränderte Geschlechterungleichheit: Frauen leisten seit 30 Jahren konstant mehr unbezahlte Arbeit als Männer. 2021 betrug der Anteil der von Frauen geleisteten unbezahlten Arbeit 62 Prozent, während Männer 38 Prozent beitrugen.
- Reduktion der gesamten unbezahlten Arbeitszeit: Die durchschnittliche Zeit, die für unbezahlte Arbeit aufgewendet wird, ist seit der Jahrtausendwende gesunken. 2002 arbeiteten Frauen im Durchschnitt 2317 Stunden pro Jahr unbezahlt, 2021 waren es 2065 Stunden.
- Kinderbetreuung und Pflege: Die Kinderbetreuungszeit, die von Frauen aufgewendet wird, ist in den letzten Jahren wieder angestiegen, insbesondere während der Pandemie. Die Pflegearbeit, die hauptsächlich von Frauen geleistet wird, hat seit 2017 stark zugenommen.
Das Faktenblatt unterstreicht die Notwendigkeit politischer Massnahmen, um das Ungleichgewicht in der unbezahlten Arbeit zu reduzieren, da die aktuelle Situation Frauen weiterhin unverhältnismäßig belastet.
Frauen und Steuern in Deutschland, ein Skandal
Expertinnengespräch, 19. September 2024, 11 Uhr
Frauen leisten viel, sie arbeiten, wenn die bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen gerechnet wird, mehr als Männer. Sie werden für die Arbeit, die sie in einem bezahlten Beschäftigungsverhältnis leisten weniger bezahlt. Und sie bezahlen in Deutschland mehr Steuern als Männer, wenn sie sich in einer steuerlichen Gemeinschaft mit einer Person befinden, und sich in Steuerklasse 5 eingruppieren lassen. Laut Statistischem Bundesamt Deutschland waren das im Jahr 2020 2,1 Mio. Frauen. Das sind 39 Prozent aller Personen, die sich zusammen mit einer anderen Person steuerlich veranlagen lassen, berufstätig sind und jeden Monat gemessen an ihrem Einkommen mehr Steuern zahlen als alle anderen steuerpflichtigen Personen. Die Bundesregierung hat beschlossen, dieses ungerechte Behandlung zu beseitigen, aber erst in fünf Jahren. Christine Rudolf hat nun zum ersten Mal berechnet um wieviel Geld es sich dabei handelt.
Zum Weiterlesen https://www.caringeconomy.jetzt/steuerskandal-in-deutschland/
Zoom-Link:
CloseEconDataGap -Experterinnengespräch „Frauen und Steuern in Deutschland“
Zeit:
19.Sept. 2024 11:00 AM Wien
https://us02web.zoom.us/j/87903742279
Meeting-ID: 879 0374 2279
Gender Budgeting, Kursangebot
Immer wieder erreichen uns Anfragen zum Thema Gender Budgeting aus Kommunen und Kantonen in der Schweiz. Deshalb haben sich Christine Rudolf und Ursula Scheidegger entschlossen im kommenden Herbst einen Kurs anzubieten. Der Kurs wird an drei Abenden stattfinden. In der ersten Veranstaltung werden die grundsätzlichen Fragestellungen von Gender Budgeting anhand von Daten in der Schweiz vorgestellt. Der Blick richtet sich dabei auf den Zusammenhang von Öffentlichen Finanzen und Frauen vor allem unter dem Thema Geld, aber auch Zeit. Ziel ist, grundsätzliches Verständnis dafür herzustellen, wie Einnahmen und Ausgaben der öffentlichen Haushalte, Einfluss auf persönlich gewählte Lebensführung haben.
Am zweiten Abend werden Umsetzungen von Gender Budgeting, die es in öffentlichen Haushalten bereits gibt, vorgestellt. Es gibt nicht den einen Weg, einen geschlechtersensiblen Haushalt aufzustellen. Auch hier werden Chancen und Möglichkeiten präsentiert, die unterschiedliche Ansätze von Gender Budgeting bieten. Der dritte Abend soll in erster Linie denjenigen dienen, die bereit sind, ihr Vorhaben mit uns und den anderen Teilnehmenden zu teilen.
Als Vorbereitung auf die Projekte werden Christine Rudolf und Ursula Scheidegger eine Liveberatung durchführen, die sowohl den Initiantinnen als auch denjenigen dienen, die erst über Gender Budgeting nachdenken.
Die Termine: Die ersten beiden Abende finden am 24. und 31. Oktober 2024 statt, der dritte Abend nach Vereinbarung. Kostenbeiträge: Die ersten beiden Abende sind kostenfrei. Der dritte Abend ist für konkrete Beratung geplant. Gruppen, die sich für eine konkrete Beratung anmelden bezahlen 1000 CHF, Teilnehmende bezahlen einen Beitrag von 200 CHF.
Anmeldungen: plattform@economiefeministe.ch