Wenn Frauen zählen

Frauen verbringen über 80 Prozent ihrer bezahlten und unbezahlten Arbeitszeit im Sektor der Sorge- und Versorgungswirtschaft: im Gesundheitswesen, in Altersheimen, Kitas, Tagesschulen und Schulen, im Detailhandel, in Haushalten und in der Gastronomie. Dass und wie so genannte Care-Arbeit, also die direkte Sorge für und die Versorgung von Menschen, geleistet wird, entscheidet über den Lebensstandard und das Wohlergehen aller in einer Gesellschaft.

Obwohl Frauen und Männer im erwerbsfähigen Alter heute in der Schweiz gleich viele Stunden arbeiten, verfügen Frauen über rund 100 Milliarden Franken weniger Einkommen im Jahr als die Männer. Der Grund dafür: Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit als Männer und werden für ihre bezahlte Arbeit im Durchschnitt schlechter bezahlt als sie.

Wir wollen diesen Zusammenhängen vertieft nachgehen: Wie haben Frauen und Frauenbewegungen in der Geschichte Arbeit und Einkommen thematisiert? Welches Wissen haben sie darüber generiert? Wie haben sich Arbeitsverhältnisse, Arbeit und Einkommen von Frauen verändert? Welche gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Fragen stellen sich heute angesichts der rund 100 Milliarden Franken Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern?

Unbezahlte Arbeit

Haus- und Familienarbeit

In welchem Verhältnis steht unbezahlte Arbeit zum Rest der Wirtschaft? Von welchen Grössenordnungen sprechen wir in diesem Zusammenhang und wie hat sich das unbezahlte Arbeitsvolumen, aber auch die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern in den letzten dreissig Jahren in der Schweiz entwickelt? In diese und andere Fragen rund um unbezahlte Arbeit führt das Dokument Einführung: Unbezahlte Haus- und Familienarbeit ein und macht darüber hinaus deutlich, warum es dabei nicht nur um die Verteilung zwischen den Geschlechtern, sondern auch um die Verteilung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene geht. Und: warum Massnahmen zur Entlastung von Haushalten und zur Herstellung ökonomischer Gleichstellung in zwei Währungen aufgehen müssen: in Geld und Zeit.

Die Schweiz gehört bezüglich öffentlichen Sorge-Infrastrukturen und zeitlichen wie auch finanziellen Entlastungsmassnahmen für Familien und Haushalte zu den Schlusslichtern Europas. Die Folgen tragen zu einem grossen Teil die Frauen, weil sie den überwiegenden Teil der unbezahlten Haus- und Familienarbeit leisten. Darüber haben wir im Expertinnen-Hearing der Kommission für die Anerkennung der Freiwilligen- und Care-Arbeit gesprochen: Wir sollten uns im Minimum dem europäischen Standard angleichen. Und dafür braucht es dringend mehr Zeit und Geld für Sorge- und Versorgungsarbeit.

Präsentation zu unbezahlter Haus- und Familienarbeit am Expertinnen-Hearing der Kommission für Anerkennung Freiwilligen- und Care-Arbeit im Rahmen der Frauensession 2021

Freiwilligenarbeit

Freiwilligenarbeit macht zwar einen verhältnismässig geringen Anteil der unbezahlten Arbeit aus, beziffert jedoch im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren dennoch ein namhaftes Volumen. Welche Formen der Freiwilligenarbeit es gibt, in welchem Verhältnis sie zueinander aber auch zum Rest der Wirtschaft stehen, welchen monetären Wert sie hat und von wem sie überwiegend geleistet wird: Das Dokument Einführung: Freiwilligenarbeit stellt die Grundlagen zu diesen Fragen zusammen und führt in Ansätze zur monetären Anerkennung dieser Arbeit ein, wobei die Erziehungs- und Betreuungsgutschriften in der AHV als Anknüpfungspunkt dienen.

In der Schweiz wird bedeutend mehr Freiwilligenarbeit (664 Millionen Stunden pro Jahr) geleistet, als in der gesamten öffentlichen Verwaltung (296 Millionen Stunden pro Jahr) gearbeitet wird. Frauen leisten pro Jahr 90 Millionen Stunden mehr Freiwilligenarbeit, als Männer. Grossmütter leisten mit jährlich 113 Millionen Stunden über die Hälfte der informellen Kinderbetreuung. Wie können insbesondere Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen (finanziell) anerkannt und aufgewertet werden?

Präsentation zur Freiwilligenarbeit am Expertinnen-Hearing der Kommission für Anerkennung Freiwilligen- und Care-Arbeit im Rahmen der Frauensession 2021

Arbeit und Einkommen der Frauen heute

Überlegungen zur Gleichstellung aus einer feministischen-ökonomischen Perspektive.

Unter diesem Titel bot Economiefeministe an der Sommeruni 2021 in Bern einen Workshop an. Im Zentrum stand die Tatsache, dass Frauen und Männer im erwerbsfähigen Alter heute in der Schweiz etwa gleich viele Stunden arbeiten, Frauen aber dennoch jährlich über rund 100 Milliarden Franken weniger Einkommen verfügen als Männer.

Die Präsentation zum Workshop kann hier heruntergeladen werden.

Mascha Madörin, Schweizer Pionierin der feministischen Ökonomie, erklärt, wie die 100 Milliarden Franken schwere Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern in der Schweiz Zustande kommt; wie sie überhaupt dazu kam, diese Zahl zu berechnen; welche Erkenntnisse sie aus den Frauenbewegungen der 70er Jahre zog; welche Herausforderungen sich in Zukunft stellen werden; und welche Debatten wir heute dringend führen müssen.

Marlène Sandrin: Gratisarbeit ist Teil der Schweizer Wirtschaft. In: www.srf.ch/audio/regionaljournal-basel-baselland/mascha-madoerin-gratisarbeit-ist-teil-der-schweizer-wirtschaft?partId=12002390. Ausgestrahlt am 11. Juni 2021

100 − 80 − 70

Drei Zahlen, die in der Schweiz alle kennen sollten

100 Milliarden entgehen den Frauen in der Schweiz jedes Jahr. 80 Prozent ihrer Lebensarbeitszeit arbeiten sie in der Sorge- und Versorungswirtschaft. Und 70 Prozent aller Arbeit insgesamt wird in diesem wichtigen Wirtschaftssektor geleistet. Drei Zahlen, drei Flugblätter:

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frauenzaehlen@economiefeministe.ch

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