Warum die Schweiz feministische Wirtschaftswissenschaften braucht

Mascha Madörin

Ähnlich wie im Fall der Ökobewegung sind aus den Debatten der Frauenbewegungen der 1970- und 1980er Jahren Initiativen und internationale Netzwerke feministischer Ökonom*innen entstanden. Seit 1995 gibt es eine Fachzeitschrift «Feminist Economics» und ein internationaler Verband femininistischer Ökonom*innen. Es gibt ein paar wenige Nischen, beispielsweise in den USA und im Vereinigten Königreich, wo sich Ökonom*innen der Lehr- und Forschungstätigkeit in Sachen feministische Ökonomie widmen können. In der Schweiz gibt es auf universitärer Ebene diese Nischen nicht.
Trotzdem hat die feministische Ökonomie als Zweig in den letzten 25 Jahren grosse Fortschritte gemacht, in drei Hinsichten:

  • In der Thematisierung von Forderungen von Frauenbewegungen und -gruppen: z.B. Lohndiskriminierung, Aspekte der Sozialversicherungen, etc.
  • Im Versuch «Gender and Economics» respektive die Geschlechterverhältnisse in den verschiedensten ökonomischen Fragestellungen zum Thema zu machen. Das ist besonders wichtig für eine Analyse der Auswirkungen irgendwelcher wirtschaftspolitischer Massnahmen auf Frauen.
  • Spätestens seit der Finanzkrise und anlässlich der Coronakrise wird ein Thema immer wichtiger: der riesige Wirtschaftssektor der Sorge- und Versorgungswirtschaft (Social Provisioning oder Care Economy genannt). Er ist der entscheidende Sektor, um zu Lebensstandard und Wohlfahrt überhaupt relevante Analysen machen zu können. In den Wirtschaftswissenschaften fehlt diese Kategorie völlig.

Die Schweiz ist in der Rezeption all dieser Entwicklungen leider arg im Rückstand. Es fehlen Forschungsgelder und entsprechende Institutionen, die eine kontinuierliche wirtschaftswissenschaftliche Arbeit, Forschung und Ausbildung in Sachen feministische Ökonomie ermöglichen. Wir brauchen eine entsprechende universitäre Ausbildung, in der die Voraussetzungen für die wirtschaftstheoretische und -politische Expertise der Ökonom*innen geschaffen wird.

Die Präsentation zum Download: Warum die Schweiz feministische Wirtschaftswissenschaften braucht.

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