Die fachlich begleitete Lektürebesprechung im Rahmen der Lesegruppe von Economiefeministe hat den Zweck, unterschiedliche ökonomische Ansätze und Argumentationen zu vermitteln und weiterführende Debatten zu wirtschaftspolitischen Konzepten aus feministischer Sicht zu initiieren. Die Lektüre der Texte wird vorausgesetzt. Die Lesegrundlage ist auch für Nicht-Ökonom*innen verständlich.
In der Lesegruppe Jobgarantie vs. Grundeinkommen besprechen wir ausgewählte Texte von Pavlina Tcherneva zur Jobgarantie. Die Lesegruppe wird geleitet und fachlich unterstützt von Mascha Madörin (Ökonomin) und Ursula Scheidegger (Politologin).
Wann: 24. Januar / 7. Februar / 21. Februar
Wo: online
Inhaltliche Auseinandersetzung
Alle, die bezahlte Arbeit suchen, sollen sie auch bekommen – und zwar zu einem existenzsichernden Lohn mit regulären Sozialleistungen. Eine Utopie? Nein, besagt der Ansatz der Jobgarantie. Er geht davon aus, dass es viel Sinnvolles und Wichtiges für unser Leben zu tun gäbe und dass es Menschen gibt, die diese Arbeit aus den verschiedensten Gründen auch tun wollen, nur: Das Geld dazu fehlt. Eine staatliche Jobgarantie, welche vom Staat als Arbeitgeber der letzten Instanz ausgeht, könnte diesem Missstand Abhilfe verschaffen.
Im Unterschied zu Stephanie Keltons «The Deficit Myth» befassen wir uns diesmal also nicht mit einer Theorie der Spielräume öffentlicher Finanzierung, sondern mit einer wirtschaftspolitischen Option und den damit verbundenen Argumenten zu ihren wirtschaftlichen Auswirkungen.
Pavlina Tcherneva legt mit ihrem im Jahr 2020 erschienenen Plädoyer für eine Jobgarantie eine Weiterentwicklung früherer Konzepte vor. Wir wollen der Frage nachgehen: Was hat es auf sich mit diesem Konzept der staatlichen Jobgarantie in Bezug auf Care für Umwelt, Care für Gemeinden und Gemeinschaften und Care für Menschen?
Ein Anliegen, auf das auch die Forderung nach einem Grundeinkommen zielt.
Welche wirtschaftstheoretischen und -politischen Argumente sprechen aus feministischer Sicht eher für das Konzept Grundeinkommen? Welche eher für eine Jobgarantie?
Ablauf
Die Unterlagen zur Lesegruppe (Liste mit weiterführender Literatur und Links, die Artikel zum zweiten Abend sowie der Ablauf des Lektüreseminars etc.) werden im voraus an die Teilnehmenden versandt.
Abend 1: Wir besprechen das Buch: Pavlina Tcherneva (2021): Plädoyer für eine Jobgarantie, Lola Books EU. Achtung: Die Lieferfristen für das Taschenbuch «Plädoyer für eine Jobgarantie» dauert 2-3 Wochen (Auslieferung aus Deutschland). Der Text ist jedoch auch sofort als e-book erhältlich. Es gibt nebst dem englischen Original auch Französisch- und Spanischübersetzungen, zum Teil in Taschenbuchformat und auf jeden Fall als e-book. Wer das Buch nicht rechtzeitig erhält, kann folgenden englischsprachigen Artikel von Tcherneva als Vorbereitung lesen: Pavlina R. Tcherneva (2018): The Job Guarantee: Design, Jobs, and Implementation. Working Paper No. 902. Levy Economics Institute of Bard College. April 2018. Übrigens: Das für den 1. Abend vorgeschlagene Buch zur Jobgarantie wird zusätzlich auch im Buchclub vom 25. November vorgestellt.
Abend 2: Wir diskutieren über die Kontroverse Jobgarantie – Grundeinkommen anhand von zwei Texten: einem Artikel von Guy Standings, der die Position vertritt, dass es auf jeden Fall ein Grundeinkommen brauchen wird, und Tchernevas Replik darauf. Beide Artikel werden den Seminarteilnehmer*innen verschickt. Die kritische Stellungnahme aus feministischer Sicht einer WIDE Arbeitsgruppe zum Grundeinkommen (von 2012) soll als weitere Grundlage für die Diskussion an diesem Abend dienen.
Denkbar ist, dass auf Wunsch ein dritter Abend mit weiteren Diskussionen festgelegt wird.
Kosten und Anmeldung
Pro Abend: CHF 15.00 oder EUR 8.00
Pauschale für zwei (oder 3) Abende: CHF 25.00 oder EUR 13.00.
Die Beteiligung am Lektüre-Seminar ist kostenlos bei einer Mitwirkung an der Vor- und Nachbereitung der Veranstaltungen.
Anmeldung: lesegruppe@economiefeministe (die Teilnahme ist beschränkt auf 20) Personen.
Zur Autorin
Pavlina Tcherneva, deren Texte zur Debatte stehen, gehört wie Stephanie Kelton zu der Gruppe von Ökonom*innen, welche an postkeynesianischen Theoriearbeiten von Hyman Minsky anknüpfen und zu spezifischen Aspekten dieser Theorien weiter arbeiten. Tcherneva bezeichnet sich selbst als feministische Ökonomin.